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Nordrhein-Westfalen: Zwei neue Männerschutzwohnungen mit acht Plätzen im Januar 2022

3. Januar 2022

In Nordrhein-Westfalen sind seit dem 1. Januar 2022 vier zusätzliche Plätze in einer weiteren Schutzwohnung für von häuslicher Gewalt betroffene Männer* verfügbar. Für Mitte Januar ist zudem die Inbetriebnahme einer weiteren Männerschutzwohnung mit nochmals vier Plätzen in Warendorf geplant.

Die aktuell in Betrieb genommene Wohnung wird von der Männerberatungsstelle Rheydt betrieben und ist in einem ehemaligen Nonnenkloster im Großraum Aachen verortet. Die genaue Adresse ist anonym, um eine aktive Schutzwirkung für die zeitweilig dort untergebrachten Männer* zu gewährleisten. Bei Bedarf können auch deren Kinder mit dort wohnen. Der WDR berichtete über die Eröffnung mit Ministerin Ina Scharrenbach vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung (MHKBG).

NRW-Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach und Stephan Buttgereit, Geschäftsführer des SKM Bundesbandes e.V. bei Eröffnung der Männerschutzwohnung.

 

Die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) begrüßt den notwendigen und mutigen Schritt zu mehr und verbessertem Männergewaltschutz. Das NRW-Sozialministerium geht ihn gemeinsam mit dem SKM Bundesverband e.V. als verantwortlichem Träger. Die dann vier Männerschutzwohnungen in NRW werden im Rahmen eines dreijährigen Modellprojektes gefördert. Allein eine Million Euro sind in 2022 dafür vorgesehen. Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach kündigt im Medienbeitrag des WDR auch an, die Männergewaltschutzprojekte in NRW in eine Regelförderung zu überführen.

Wir haben der Ministerin anlässlich der Eröffnung drei Fragen zum Thema Männergewaltschutz gestellt.

Frau Scharrenbach, aktuell gibt es in NRW 630 Akutschutzplätze für Frauen und jetzt auch 16 für Männer. Wie schätzen Sie den Bedarf für die kommenden Jahre in NRW ein?

Ina Scharrenbach: Die seit 2017 im Amt befindliche Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat erstmals das Themenfeld „Gewalt gegen Männer“ in den Blick genommen. In den vergangenen Jahren wurde die Infrastruktur kontinuierlich aufgebaut. Seit 2020 fördert das MHKBG das „Hilfetelefon Gewalt an Männern“ und bietet erstmals somit auch eine sofortige Hilfestellung in Krisensituationen an. Seit Sommer 2021 steht zusätzlich eine Online-Beratung zur Verfügung. Die ersten acht Schutzplätze für von Gewalt betroffene Männer sind im Sommer 2021 im Rahmen eines Modellprojektes unter dem Überschrift „Freiraum Düsseldorf“ und „Freiraum Köln“ an den Start gegangen. Nun kommen weitere 8 Schutzplätze im Großraum Aachen und Großraum Münster (jeweils 4) hinzu. Zusammen mit dem Projektträger sammeln wir Erfahrungen über Nutzung und Nachfrage dieses Angebots. Für die ersten 8 Schutzplätze gab es eine Warteliste. Die ersten Ergebnisse bestärken die Landesregierung in ihrem Vorhaben, das Angebot in den nächsten Jahren weiter und damit bedarfsgerecht auszubauen.

Das Bundesland Sachsen ist seit 2016 Vorreiter bei Männergewaltschutzeinrichtungen, dort gibt es seit 2021 eine Regelförderung dafür. Bayern und NRW zogen nach, das grobmaschige Netz wird nun Schritt für Schritt dichter. Welchen Handlungsbedarf sehen Sie für das Arbeitsfeld Männergewaltschutz, für das ja die Bundesländer immer separat zuständig sind, über die einzelnen Landesgrenzen hinaus?

Ina Scharrenbach: Das Beispiel des „Hilfetelefons Gewalt an Männer“, das inzwischen ein Kooperationsmodell der Länder Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg ist, zeigt, dass eine länderübergreifende Zusammenarbeit im Sinne der Gewaltbetroffenen sinnvoll ist und funktioniert. Alle Bundesländer sind herzlich eingeladen sich am Hilfetelefon zu beteiligen. Eine Kooperation gilt auch in Bezug auf die Gewaltschutzwohnungen, sollte eine entfernte Unterbringung gewaltbetroffener Männer im Einzelfall von Vorteil sein.

Was motiviert Sie, sich für das Arbeitsfeld stark zu machen?

Ina Scharrenbach: Wer von Gewalt bedroht oder betroffen ist, dem ist ein freies und selbstbestimmtes Leben nicht möglich. Gewaltschutz zu gewährleisten ist daher auch eine unabdingbare Voraussetzung für die Gleichstellung der Geschlechter und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Die Prävention von Gewalt und der Schutz vor Gewalt ist somit eine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Dass es Gewalt gegen Männer gibt, muss heraus aus der gesellschaftlichen Tabuzone. Wenn uns das durch die vielfältige Anstrengungen gelingt, helfen wir Betroffenen umso mehr. Nicht wegschauen – hingucken!

Schutzwohung-SKM-Rheydt
Blick in die neue Männerschutzwohung

Auch SKM-Chef Stephan Buttgereit hat zur Notwendigkeit und den Hintergründen des Engagements für Männergewaltschutz ein Interview gegeben.

Mehr Informationen zum Männerhilfetelefon und zur Online-Beratung für gewaltbetroffene Männer finden Interessierte auf www.maennerhilfetelefon.de.

 

* Wir respektieren sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.

 

 


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