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Männer*gewaltschutz aus der Schmuddelecke holen - Online-Fachtag gestartet

3. September 2020

Der Online-Fachtag Männer*gewaltschutz ist am zweiten September pünktlich gestartet. Die 46 Teilnehmenden der Videokonferenz hörten zuerst die Begrüßung von Frank Scheinert, Geschäftsführender Fachreferent der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM). Er bedauerte und begründete zunächst, dass der Fachtag nun als Online-Format stattfindet. Das Treffen war ursprünglich auch anlässlich des 20jährigen Bestehens des Vereins MännerWohnHilfe e.V. als persönliches Treffen der Mitwirkenden der Fachlandschaft geplant, wurde aber pandemiebedingt verschoben.

Frank Scheinert, Geschäftsführender Fachreferent der BFKM

Es folgte ein Grußwort von Dr. Katharina Greszczuk, Leiterin des Referats „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Sie würdigte die Arbeit der MännerWohnHilfe Oldenburg und machte den aktuellen und zukünftigen Handlungsbedarf im Themenfeld Männer*gewaltschutz deutlich. Frau Dr. Greszczuk wünschte der Veranstaltung viel Erfolg. (Hier geht´s zum gesamten Grußwort)

Hans-Joachim Lenz

Danach nahm Männerforscher Hans-Joachim Lenz in seiner Keynote „Männer*gewaltschutz in Deutschland: Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“ eine wissenschaftliche Verortung des Männergewaltschutzes vor. Er vordnete das Thema fachpolitisch im seit den 70er Jahren geführten Gewaltdiskurs der Geschlechter. Benachteiligungen von Männern würden erst in letzter Zeit mehr und mehr sichtbar, so Hans-Joachim Lenz, wenn auch lange noch nicht deutlich genug.

Männer als Leistungssträger würden zum Beispiel beim Thema „Schutzwürdigkeit“ ausgeblendet, auch von den Männern selbst. Klischees von „weiblichen Opfern“ und „männlichen Tätern“ wurden und werden vervielfältigt, so der Männerforscher, Männergewaltschutz sei deshalb ein Thema mit vielen Fettnäpfchen und Stolpersteinen. Wissenschafliche Erkenntnisse zur Gewalterfahrung von Frauen dominierten die öffentliche Wahrnehmung. Männer als Täter würden „in eine Art Sippenhaft“ genommen, obwohl 90-95 Prozent der Männer niemals gewalttätig werden. Auch sei die kriminalpolizeiliche Opferstatistik nur ein Arbeitsnachweis der Polizei. Wegen eines hohen Dunkelfeldes von Männern, denen Gewalt widerfährt, könnten die tatsächlichen Betroffenheitsanteile auch der Männer nur durch eine repräsentative, geschlechtsübergreifende Gewaltstudie sichtbar werden. Lenz begrüßte ausdrücklich die Arbeit und Unterstützung des BMFSFJ, die im Grußwort von Dr. K. Greszczuk zum Ausdruck gekommen sei. Für ihn sei das ein Meilenstein.

Lenz´ Forderungen: tabufreie Forschung, ein dialogischer Prozess der Fragestellungen, welche Gewaltformen Männer und Frauen erleiden und auch, welche Rollen sie dabei einnehmen. Das Thema Männergewaltschutz müsse zudem stärker auf die politische Ebene gehoben werden. Etablierte Parteien öffneten sich seinen Beobachtungen nach bisher nicht für das Thema Gewalt gegen Männer. Gewaltwiderfahrnisse von Männern müssten „aus der Schmuddelecke“ geholt werden, so Hans Joachim Lenz.

Am Nachmittag hörten und sahen die Teilnehmenden zunächst drei Kurzinputs:

  • „Männerpolitische Situationsbeschreibung zum Männer*gewaltschutz in Deutschland“ (Frank Scheinert, BFKM)
  • „Erweiterter Blick auf Männlichkeitskonstruktionen – Erfahrungen aus der Praxis“ (Wolfgang Rosenthal, Männerwohnhilfe Oldenburg e.V.)
  • „Niedrigschwelligkeit im Männer*gewaltschutz“ (Jana Peters, BFKM)
Jana Peters, Fachreferentin Qualitätsmanagement und Evaluation der BFKM

 

In der dann folgenden Fachaustausch-Phase ordneten die Teilnehmenden sich in Breakout-Sessions folgenden Workshoptthemen zu:

  • Aufbau und Etablierung von Männer*schutzprojekten
  • Umsetzung von niedrigschwelligen Zugängen zu Männer*schutzeinrichtungen
  • Beratung in der Männer*gewaltschutzarbeit

Die Arbeitsergebnisse der Fachaustausche wurden im Plenum zusammenfassend ausgetauscht. Ihre Dokumentation, wie auch das Graphic-Recording-Protokoll (Thomas Hönel) werden in Kürze hier zur Verfügung gestellt und an die Teilnehmenden versendet.

Der zweitägige Fachtag wird heute fortgesetzt. Die Veranstaltung wird moderiert und technisch begleitet von ipunct (Tobias Heinemann) und Christian Kurzke (Evangelische Akademie Sachsen und Vorstand des LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V.).

 


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