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Die Polizeiliche Kriminalstatistik macht auch männliche* Betroffene von häuslicher Gewalt deutlich sichtbar

2. Juni 2023

Das Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlichte am 30. März 2023 die Zahlen und Tabellen zur Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Darin enthalten sind alle Deliktanzeigen aus dem Jahr 2022. Darauf aufbauend, wird im November von der Fachlandschaft traditionell eine Auswertung der PKS-Zahlen durch das BKA erwartet, die das offizielle Hellfeld Häuslicher Gewalt darstellt. Diese Auswertung erlaubt dann meist Aufschlüsselungen im Bereich Partnerschaftsgewalt, z.B. in der Betroffenheit nach Alter, Staatsangehörigkeit oder in Bezug auf Betroffene mit Behinderungen.

In den letzten Jahren bezog sich die Auswertung des BKA ausschließlich auf Partnerschaftsgewalt. Die Zahlen sind jedoch nicht gut mit denen der von der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) erarbeiteten Statistik zur Nutzung der Männer*schutzwohnungen in Deutschland vergleichbar. Denn in Männer*schutzwohnungen und der zugehörigen Beratungslandschaft fragen auch Männer* an, die von Gewalt im Familienkreis sowie im sozialen Nahfeld betroffen sind, also in den Nachbarschafts- und Freundeskreisen. Deshalb ist es nötig, diese erweiterte Betroffenheit in die Auswertungen mit einzubeziehen, was die BFKM in der Statistik zur Nutzung der Männer*schutzwohungen für 2022 umsetzen wird. Folgend erläutern wir die Punkte, die sich jetzt schon aus der PKS entnehmen lassen.

 

Geschlechtliche Verteilung der Betroffenheit 2022, HGW insgesamtIn Auswertung der PKS-Deliktstruktur im Gesamtbereich häusliche Gewalt (Partnerschafts- und familiärer Gewalt) durch die BFKM zeigt sich, dass Mädchen* und Frauen* (= 174.162) in besonderem Maße von häuslicher Gewalt betroffen sind. Auch Jungen* und Männer* (= 70.751) bleiben nicht vom Gewaltgeschehen verschont (Abb. 1).

 

Die durch das BKA im März 2023 veröffentlichten Zahlen machen zudem deutlich, dass im Vorjahr Männer* zwar weniger von Partnerschaftsgewalt, jedoch viel stärker von familiärer Gewalt betroffen waren (Abb. 2 und Abb. 3). Familiäre Gewalt beinhaltet die Gewalt durch Kinder, Enkel, Geschwister, Eltern, Großeltern und Schwiegereltern, -söhne und -töchter. Im Bereich familiärer Gewaltopfer sind Männer* mit über 50% unter Gewalt mit schwersten Folgen sichtbar, darunter auch schwere Körperverletzung z.T. mit tödlichem Ausgang. 875 Jungen* und Männer* mehr als Mädchen* und Frauen* erlitten 2022 solche schweren und schwersten Körperverletzungen im Bereich familiäre Gewalt (m: 5.662, w: 4.787).

 

In Bezug auf Partnerschaftsgewalt waren laut der Polizeistatistik 2022 80,1% der Betroffenen weiblich* und 19,9% männlich*. Diese prozentuale Verteilung deckt sich mit den Daten der vergangenen Jahre. Bei Gewalt, die durch Familienmitglieder ausgeübt wurde, betrug die Opferquote bei Mädchen* und Frauen* 54%, während Jungen* und Männer* 46% der Opfer ausmachten. Die Gewalt im sozialen Nahraum (z.B. Freund*innen, Nachbar*innen) verteilte sich auf 56% männliche* und 44% weibliche* Opfer.

Abbildung 4 bezieht sich einerseits auf die durch das BKA im November 2022 offiziell veröffentlichten Daten zur Partnerschaftsgewalt 2021. ‚Wir vergleichen diese andererseits den gewonnenen Zahlen der BFKM auf Basis der bundesweiten PKS, bezogen auf Betroffene häuslicher Gewalt insgesamt für 2022.

Es wird deutlich, dass die erweiterte Darstellungstiefe der häuslichen Gewalt (Partnerschafts- und familiärer Gewalt) und Gewalt im sozialen Nahraum die Sichtbarkeit der betroffenen Personengruppen erheblich verbreitert. Vor allem die Gewaltbetroffenheit von Männern*, die sich bei Männer*beratungsangeboten melden, bildet sich realistischer ab.

 

 

 

 

Text: Jana Peters, Quellen: BKA 2022; BKA 2023

* In der PKS kommt bislang ausschließlich die binäre Geschlechternennung vor.
Die BFKM berücksichtigt geschlechtliche und sexuelle Vielfalt.

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